Der neue Komfort von Dessous

Der neue Komfort von Dessous

Spitze, aber bequem

 

Mehr Stoff, dafür aber durchsichtige Seiten: Modedesigner setzen bei den Dessous derzeit auf Spitze und Tüll. Die Devise lautet: Hübsch verpackt und erotisch soll es natürlich wirken, aber dank weichen Materialien bequemer sein als die kleinen Teile der vergangenen Jahre.

Es sollte eigentlich logisch sein, dass Unterwäsche gut sitzt. Dass sie bequem ist und nicht drückt. Dafür kann man selbst sorgen, mit der Wahl einer guten Passform. Aber so ist es oft nicht – und wenn man sich bewusst gegen Bequemlichkeit zugunsten der Optik entscheidet.

Dessous
Der große Trend bei den Dessous heißt inzwischen: Bequemlichkeit. Nichts soll kneifen und drücken. Hier ein Beispiel von Speidel (BH ca. 32 Euro, Höschen ca. 16 Euro). Foto: Speidel

Aber die Dessous-Designer kommen den Frauen entgegen: Seit einigen Saisons liegt ihr Fokus auf mehr Bequemlichkeit bei zugleich hübscher und erotischer Optik.

Eine kleine Revolution

Experten in dem Modebereich wie Alexandra von Richthofen von dem Branchenmagazin «Textilwirtschaft» sprechen sogar von einer kleinen Revolution bei BHs. So werden etwa die Bügel in Schaumschalen gelegt. Auch kneifende Gummis sind mehr und mehr passé. Die Wäscheteile sind vermehrt aus weichen Materialien gefertigt, die sich der Körperform anpassen und kaum auftragen, erklärt Dessous-Designerin Katrin Recktenwald aus Esslingen am Neckar.

Transparente Spitze
Transparente Spitze an BH und Höschen, dazu klassische Farben wie Schwarz – das sind die Trends bei den Dessous. Auch Luna greift das auf (Set 106,50 Euro). Foto: Luna

Außerdem muss die Optik stimmen: Das Slip-Bündchen ist etwa mit flacher Spitze so gearbeitet, dass der Abschluss kaum spürbar ist und sich nicht unter der Kleidung abzeichnet.

Spitzendessous
Alles Spitze: Die Designer von Dessous greifen derzeit gerne zu feinen und durchsichtigen Materialien, dafür wird etwas mehr Stoff verwendet. Hier ein Beispiel von Triumph (BH ab 54,95 Euro, Hipster 29,95 Euro). Foto: Triumph

Aber nicht nur das: Nach und nach setzen viele Designer mehr Stoff ein. In der Saison Herbst/Winter 2016/17 wird diese Entwicklung fortgeführt: «Schon die Bademode war im Sommer zugeknöpfter als in den Vorjahren. Das knappe Bikini-Oberteil wurde vom Bustier abgelöst und hält nun Einzug bei der Unterwäsche», berichtet die Dessous-Designerin und -Maßschneiderin Claudia Specht aus Wiesbaden.

Das Mehr an Stoff muss nicht unsexy sein: Viele Designer wie die von Skiny setzen jetzt auf durchsichtige Rückseiten und Bustiers (Set ca. 45 Euro). Foto: Skiny
Das Mehr an Stoff muss nicht unsexy sein: Viele Designer wie die von Skiny setzen jetzt auf durchsichtige Rückseiten und Bustiers (Set ca. 45 Euro). Foto: Skiny

Neuer Trend Bustier

Auch von Richthofen vermutet, dass das Bustier zum Trend wird, betont aber: «Sie geben zwar einen guten Halt, sind für große Busen aber weniger geeignet.» Die Expertin sieht auch den sogenannten Spacer auf dem Vormarsch. Diese BH-Modelle haben nahtfreie Cups, sind besonders leicht, atmungsaktiv und versprechen einen angenehmen Tragekomfort.

Höschen
Unterhosen, insbesondere körperformende Shape-Wear, haben nun wieder mehr Stoff – auch bei Palmers (BH 39,99 Euro, Shaping-Höschen 19,99 Euro, Cardigan 59,99 Euro). Foto: Palmers

Auch das Höschen gewinnt an Größe: «Der Taillenslip ist zurück, aber nicht als verpönter Liebestöter, sondern modisch neu interpretiert», sagt Recktenwald. Seine Form orientiert sich an der körperformenden Shapewear und kaschiert so kleine Röllchen. «Kombiniert mit einem tief dekolletierten BH sieht das spitze aus», meint Specht.

Besonders Taillenslips mit eingearbeiteter Spitze liegen im Trend: «In Frankreich und Italien sehen wir gerade sehr hoch geschnittene Höschen, deren Rückseite aus feiner, halbtransparenter Spitze gearbeitet ist», berichtet von Richthofen. Sie kann sich gut vorstellen, dass dieser Trend auch bald nach Deutschland schwappt.

Taillenslip
Der Taillenslip ist zurück in Mode – und zwar häufig mit Spitzeneinsätzen. Auch Lascana greift diesen Trend zum Materialmix auf (BH ca. 33 Euro, Panty ca. 23 Euro). Foto: Lascana

Dessous mit Transparenz

Zumal die Designer in der Dessousmode in diesem Jahr viel mit Transparenz spielen – durch Spitze, Wäschetüll oder dem Einsatz von Rüschen. Häufig wird die Spitze mit anderen Stoffen kombiniert, um einen guten Tragekomfort zu gewährleisten. «Hierfür bieten sich stützende und elastische Materialien an, die als Innenmaterial des BHs dienen und außen mit Spitze oder Wäschetüll verziert werden», erklärt die Maßschneiderin Specht.

«Viskose, Modal und Hochleistungsmikrofasern kommen hierbei zum Einsatz», ergänzt Recktenwald. Und sie verweist etwa auf Höschen mit Spitzeneinsätzen in Dreiecksform oder BHs, deren Träger am Rücken über Kreuz führen und mit viel Spitze versehen sind. Kombiniert wird die Spitze außerdem gerne mit Musterungen: «Wir sehen auf den Unterhöschen viele vertikal aufgesetzte Nähte, die einen Kontrast zum eher großflächig verarbeiteten Stoff setzen und zugleich der Figur schmeicheln», erklärt Recktenwald.

Trebdfarbe Dessous
Als eine der Trendfarben bei Dessous gilt Hellblau – auch Chantelle hat Modelle in dieser Farbe im Programm (BH ab 60 Euro). Foto: Chantelle

Dezente Verführung

Zur neuen dezenteren Verführung gehören auch die Farben: Die Dessousmode ist dezent. Recktenwald geht davon aus, dass neben den Basic-Farben Schwarz und Weiß sowie verschiedenen Champagnerabtönungen verstärkt Modelle in der Farbkombination Rosa und Hellblau nachgefragt werden. «Die absoluten Trendfarben des Sommers, Rose Quartz und Serenity, waren so präsent, dass ich vermute, dass sich das auch auf die Dessous überträgt.» Bei diesen so bezeichneten Tönen handelt es sich um ein Babyblau und –rosa.

Taillenslip
Der Taillenslip ist zurück in Mode – und zwar häufig mit Spitzeneinsätzen. Auch Lascana greift diesen Trend zum Materialmix auf (BH ca. 33 Euro, Panty ca. 23 Euro). Foto: Lascana

Von Richthofen sieht zudem verschiedene Weißtöne mit leichtem Roséhauch in den Kollektionen. «Sie sind moderne Alternativen zu den viel verkauften Hautfarben wie Karamell oder Latte macchiato. Das knallige Rot bekommt Konkurrenz von kräftigen Pink-Tönen

Aufdrucke? Dann aber filigran

Aufdrucke für die Unterwäsche sind bei Frauen filigran und sie halten sich an allgemeine Trends: «Gerne werden Spitze oder andere feste Maschenwaren auf den feinen Stoff aufgedruckt, aber wir sehen auch fotorealistische Motive», sagt Recktenwald. Bei den Männern wird es niedlicher: «Wir sehen Autos und Golfschläger sowie kleine Tiere oder Elefanten auf den Jersey-Boxershorts.»

Männerunterhosen
Und bei den Männern? Auf deren Unterhosen sind Drucke beliebt – hier ein Beispiel von Jockey (ca. 25 Euro). Foto: Jockey

Esslingen (dpa)

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